Schwarzachtaler Drehorgel

 

 

 

Wie funktioniert eigentlich eine Drehorgel?
 

Kurzversion:

Beim Drehen der Kurbel wird durch einen Blasebalg Luft erzeugt, diese strömt in die Pfeifen. Das Notenband steuert die Luftzufuhr zu den Pfeifen, und die entsprechenden Töne erklingen. Das Tempo, mit dem man kurbelt, bestimmt die Geschwindigkeit der gespielten Melodie.

 

Und nun etwas ausführlicher…

Der Aufbau der Drehorgel entspricht im Prinzip einer stationären Pfeifenorgel. Sämtliche Teile sind dabei in einem Gehäuse verbaut, welches sich auf einem Fahrgestell befindet, um es leichter transportieren zu können.

Durch Drehen der Kurbel oder des Schwungrades wird über eine Pleuelstange der Schöpfbalg (Blasebalg) betätigt. Die Mittelplatte dieses sog. Doppelschöpfer-Balges bewegt sich durch die Kurbelbewegung auf und ab und pumpt in beiden Richtungen Wind (so wird die Druckluft in den Pfeifen genannt) in den darüber liegenden Magazinbalg (auch Windlade genannt).

Diese Windlade enthält eine Vielzahl von Ventilen, darüber befindet sich das Pfeifenwerk. Jedem Ventil ist ein Ton (eine oder mehrere Pfeifen) zugeordnet. Die Ansteuerung dieser Ventile erfolgt über verschiedene Steuerungen, welche hier erläutert werden:

Walzensteuerung: 

Die ersten Drehorgeln wurden mit einer meist austauschbaren Holzwalze oder Stiftwalze gebaut. Auf dieser Walze sind Stifte und Drahtbrücken eingeschlagen, welche den Ton angeben. Durch das Drehen der Kurbel dreht sich die Walze und die eingeschlagenen Erhebungen betätigen kleine Hebel, welche die Ventile der Pfeifen steuern und dafür sorgen, dass die Luft durch die entsprechende Pfeife geblasen wird.

Pneumatische Steuerung: 

(Pneumatik bezeichnet den Einsatz von Druckluft zur Verrichtung mechanischer Arbeit)

Anfang des 20. Jahrhunderts haben erst die Lochkarte und dann das Lochband die Stiftwalze abgelöst.

Bei den heute noch weit verbreiteten (und immer noch hergestellten) Drehorgeln mit austauschbaren, gelochten Notenrollen führen kleine Luftschläuche vom Spieltisch (oder Lochsteg) zum Pfeifenwerk. Der Spieltisch besteht aus Metall und ist mit so vielen Löchern versehen wie die Drehorgel Töne spielen kann (siehe Bilder unten).

Durch die Drehbewegung der Kurbel wird auch das Lochband bewegt. Je nachdem, wo sich das Loch in der Lochbandrolle befindet, wird das entsprechende Ventil geöffnet und Luft durch die Pfeife geblasen.

Nach dem Abspielen muss das Band mit einer Handkurbel zum Anfang zurückgespult werden.

Lochkarten, die heute nur noch selten gebräuchlich sind, funktionieren nach dem gleichen Prinzip (Ansteuerung über Löcher), nur dass sie ziehharmonikaartig zusammengelegt sind (Faltbuch, Leporello) und sich hinter dem Spieltisch wieder zusammenfalten.

Elektronische Steuerung:

Neuzeitliche Drehorgeln spielen mit einer elektronischen Steuerung. Diese funktioniert wie ein kleiner Computer, der die Ventile in der Windlade mit kleinen Elektromagneten direkt ansteuert und diese Ventile digital öffnen bzw. schließen kann. Die Steuer-Funktion des Lochbandes übernimmt ein kleiner Computer, die Lieder sind in einem elektronischen Speichermedium gespeichert.

Dabei entfallen der Steuerkasten und das Lochband. Es gibt aber auch Orgeln, auf welchen beide Spielarten möglich sind.

 

Ist eine Drehorgel mit elektronischem Liederspeicher dann noch eine echte Drehorgel?

Eindeutig ja. Die Elektronik übernimmt ja nur die Aufgabe der Löcher im Lochband. Die Löcher sind im Prinzip elektronisch gespeichert, so dass man die Bänder nicht mehr benötigt.

Der Drehorgelspieler muss trotzdem weiterhin drehen und mit dem Balg den Wind für die Pfeifen erzeugen und das Tempo regulieren.

Die Töne werden weiterhin von den Orgelpfeifen erzeugt, die mit Wind angeblasen werden. Es gibt in den Drehorgeln weder Motor noch Verstärker oder Lautsprecher.

(Näheres dazu unter "Meine Drehorgel" - Nostalgie vereint mit moderner Technik.)